✨ Meine Hunde – eine warmherzige Lebensgeschichte ✨(Morgan)

Morgan – mein schwarzer Ritter

Morgan zog im Februar 2013 bei uns ein. Der Zwillingsbruder von Mira. Er war der einzige Hund, den ich nicht wollte. Mein Mann hat sich für ihn entschieden. Und rückblickend war es genau diese Entscheidung, die unsere Familie vollständig gemacht hat – ob wir bereit waren oder nicht. Ein Galgo-Mix, groß, schwarz, präsent. Kein Hund, der sich zurücknahm. Kein Hund, den man übersah.

Auch er kam aus der gleichen Pflegestelle, wie Mira und Bonny mit über dreißig Hunden. Wo Bonny im Hintergrund blieb, war Morgan das Gegenteil: laut, sichtbar, mitten im Geschehen. Kein Draufgänger, der sich beweisen wollte, sondern ein Hund, der einfach da war – und zwar komplett. Seine Beine waren oft schneller als sein Kopf. Sein Wille oft schneller als die Situation. Nicht aus Unsicherheit, sondern aus Konsequenz. „Ich sehe da was – ich kümmere mich“ war sein Grundprogramm.

Er war ein Unterstützer. Ein Bodyguard. Kein Entscheider, kein Beurteiler. Aber einer, der handelt, wenn andere es nicht tun. Und genau darin liegt die Aufgabe: Unterstützer brauchen Führung, die vorausgeht, nicht hinterherkorrigiert. Reagieren ist zu spät. Bei einem Unterstützer muss man agieren. Man muss die Lage sehen, bevor er sie sieht. Man muss bewerten, bevor er handelt. Seine Aufgabe ist zu schützen, nicht zu entscheiden. Wer so einen Hund hat, muss den Takt halten – sonst übernimmt er. Nicht weil er will, sondern weil jemand muss.

Er konnte dabei unglaublich sanft sein zu denen sein, die passten. Hunde mit klarer Sprache, Menschen mit geradem Herzen. Er hatte eine Art Humor, eine Haltung von „Ich weiß genau, wer ich bin“ und manchmal wirkte es, als würde er sich über andere Hunde ein kleines bisschen lustig machen, wenn sie sich zu wichtig nahmen. Grundehrlich. Ohne Theater. Ohne Hintertür. Wer ihn lesen konnte, bekam viel. Wer ihn falsch einschätzte, bekam Grenzen.

Das Ereignis mit dem Radfahrer war kein Ausrutscher eines „Problemhundes“. Es war ein Moment, in dem ich nicht geführt habe, weil meine Aufmerksamkeit an der falschen Stelle war. Ein Unterstützer wartet nicht, wenn er denkt, dass etwas passieren muss. Er tut es. Die Strafanzeige lief ins Leere, aber der Moment blieb. Als Erinnerung daran, dass Verantwortung nicht delegiert werden kann. Dass ein Bodyguard nicht denkt: „Vielleicht später.“ Er denkt: „Jetzt.“

Unsere Beziehung wuchs nicht aus Harmonie im Sinne von „alles ist leicht“, sondern aus Nähe, die einfach da war, noch bevor ich verstand, was er als Unterstützer braucht. Sie entstand aus gemeinsamen Erlebnissen, aus Situationen, die uns zusammengeschweißt haben, lange bevor ich wusste, warum er so handelt, wie er handelt. Die Bindung stand zuerst. Die Klarheit kam später. Führung wurde nicht zur Grundlage unserer Beziehung, sondern zu etwas, das sie sicherer machte. Nicht der Anfang – sondern die Antwort.

Im März 2022 wurde er krank. Nachmittags hieß es „nur eine Magenverstimmung“. Ein paar Stunden später mussten wir ihn gehen lassen. Ein Jahr und neun Tage nach Bonny. Es war, als hätte jemand einen Pfeiler gezogen. Nicht laut, sondern wie ein Riss im Fundament. Danach brauchte es Zeit, bis wir wieder gerade standen.

Wenn ich heute an ihn denke, sehe ich kein Problem, keinen Fehler, keine Szene. Ich sehe ihn, wie er war: ein Hund, der nicht gelogen hat. Ein Hund, der zeigte, wer er ist. Ein Hund, der gehalten hat, was er fühlte.

Morgan – mein schwarzer Ritter.
Unterstützer.
Bodyguard aus Überzeugung.
Grundehrlich.

Nicht perfekt.
Nicht einfach.
Aber vollkommen er selbst.